#25 Fazit und Kosten
Vereinigte Staaten von Amerika
Ursprünglich wollten wir auf unserer Weltreise nur wenige Wochen in den USA verbringen und dann direkt weiter in Richtung Mittelamerika fliegen. Der Hauptgrund für diesen kurzen Aufenthalt war ‚damals‘ das höhere Preisniveau im Land. Während unserer Reise lernten wir immer mehr, dass uns gerade die ungewöhnlichen und teils nicht geplanten Erlebnisse am meisten in Erinnerung blieben. Das führte Schritt für Schritt dazu, dass wir an einem Ort meist einen Bogen um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten und Hotspots für Touristen machten. Wir wollten die Zeit während der Reise einfach eher mit zufälligen Entdeckungen und dem Besuch einiger weniger fester Punkte verbringen, weil wir so ein wenig besser in die Kultur eines Landes eintauchen und das alltägliche Leben erleben können. Im November 2022 entschieden wir uns daher den gesamten Zeitraum von Weihnachten 2022 bis Februar 2023 in den USA zu verbringen und das Land mit dem Mietwagen zu erkunden. Unser Motto war einfach: Wenn wir sowas jetzt nicht machen, dann machen wir es vermutlich niemals.
Um es direkt vorwegzunehmen: Unserer Meinung nach war es genau die richtige Entscheidung! Wir haben unglaublich viel gesehen, haben viel erlebt und (wie wir finden) einen guten Eindruck von Land und Leute bekommen.
Wir haben die zweite Hälfte von Weihnachten in Los Angeles verbracht, waren Silvester in Las Vegas und sind mit dem Mietwagen im südlichen Teil des Landes von der Westküste bis zur Ostküste gefahren. Dabei haben wir Nationalparks und bekannte Städte besucht und konnten während der Fahrt immer wieder die scheinbar unendliche Weite des Kontinents erleben.
Über einen Zeitraum von 53 Tagen hatten wir die Möglichkeit ganz unterschiedliche und sehr außergewöhnliche Landschaften zu bestaunen, von den Steinwüsten in Arizona / New Mexico und den riesigen, brach liegenden Feldern in Oklahoma über die Sumpfgebiete rund um New Orleans bis zu den nicht enden wollenden Nadelwäldern in Florida. All dies in so kurzer Zeit gesehen zu haben, war für uns sehr außergewöhnlich und möchten wir nicht missen.
Die Menschen in den USA haben wir während dieser Zeit ganz anders erlebt als erwartet. Uns schien es als würden viele US Amerikaner in ihrer eigenen kleinen Blase leben. Im kräftezehrenden Alltag bleibt wenig Zeit für Freundlichkeit oder die Mitmenschen direkt nebenan. Wir haben generell eher selten Freundlichkeit und Offenheit und dafür oft Standardfloskeln und besonders im Straßenverkehr häufig sehr aggressives Verhalten wahrgenommen. Offen gestanden hatte uns das etwas überrascht, wir hatten vorher eher übertriebene Freundlichkeit und sehr guten Service erwartet, der dann natürlich mit hohen Trinkgeldern auch bezahlt werden sollte.
Wir sind sehr froh, dass wir das Land durch einen so langen Aufenthalt sehr intensiv erleben durften. Zunächst stellen wir fest, dass unser Bild von USA vorab deutlich positiver war als das Bild mit dem wir das Land verlassen. In Deutschland wird viel über technische Fortschritte, einzelne Erfolgsgeschichten und nicht enden wollende Innovationen auf der anderen Seite des Atlantiks gesprochen. Wir wollen auch gar nicht abstreiten, dass es diese gibt. Wir haben im Land davon allerdings kaum etwas mitbekommen.
Überraschend war für uns zum Beispiel, dass sehr viel mit Bargeld bezahlt wird. Gefühlt waren wir oft die einzigen in der Schlange, die eine Kreditkarte zückten statt den nötigen Betrag aus einem Bündel Scheine abzuzählen. In Deutschland zahlen wir mittlerweile auch ganz gerne direkt mit der Apple Watch, hier scheint das überhaupt niemand zu machen.
Durch unsere diversen Aufenthalte in den Großstädten in den USA haben wir auch den deutschen öffentlichen Nahverkehr noch mehr zu schätzen gelernt. Meistens mussten wir hier für die Fahrten mit Bus und Bahn mindestens die doppelte Zeit einplanen wie mit dem Auto. In den Bussen und Bahnen klapperte es überall, dadurch herrschte eine enorme Lautstärke und wegen der unbequemen Sitze tat uns meist nach spätestens 20min der Hintern weh. Wir sind uns gar nicht sicher ob wir in Deutschland jemals mit derart unkomfortablen Bussen und Bahnen gefahren sind. Und auch die deutschen Autobahnen haben wir während unseren vielen Stunden auf den US Highways sehr vermisst. Wir trafen teilweise auf tiefe Schlaglöcher auf der Autobahn oder Kilometer lange Risse mitten auf der Fahrbahn. Häufig waren die Seitenstreifen wegen Unfällen oder geplatzter Reifen stark verschmutzt. Das kennen wir von Deutschland eigentlich kaum.
Falls wir uns wieder einmal über den hiesigen Nahverkehr, die Bahn oder die deutschen Straßenbedingungen aufregen, dient dieser Abschnitt als Erinnerung daran, dass es noch viel viel schlechter geht!
Bei unseren Ausflügen zu Fuß hat uns das Elend auf den Straßen sehr bewegt. Wenn wir zu Fuß unterwegs waren, trafen sehr häufig auf Obdachlose oder Menschen mit körperlichen oder geistigen Gebrechen. Auf uns wirkte es als würden zwei völlig getrennte Gesellschaften an ein und demselben Ort existieren. Zu Fuß auf den Bürgersteigen trafen wir fast ausschließlich auf großes Elend und durch die Straßen dazwischen fuhren glänzende SUVs mit Menschen, denen es wohl deutlich besser geht.
Bei unseren Aufenthalten in den Restaurants und in den Hotels haben wir ebenfalls sehr große Unterschiede zu Deutschland wahrgenommen. Der Standard bei der Sauberkeit und beim Service erschien uns als extrem niedrig. Jede Kleinigkeit musste von uns zunächst angesprochen und dann separat bestellt werden, sodass wir die Aufenthalte oft als etwas anstrengend empfanden. Wir hatten den Eindruck, dass sehr viel ungelerntes Personal eingesetzt wird. Die Gebäude der Hotels passten dabei zu unseren Eindrücken im Inneren. Wir fühlten uns etwas in der Zeit zurück versetzt, denn sie wirkten wie aus den 80igern und waren oft baufällig.
Beim Essen haben wir keine kulinarischen Highlights zu vermelden, was uns allerdings auch nicht wirklich überrascht hat. Die besten Preise gab es bei den typischen Fast-Food-Ketten Taco Bell, McDonalds und vielen weiteren. Es gab recht viel Auswahl von mexikanischen Burritos zu Tacos, Reisbowls, Salate, Asia-Nudeln bis hin zu klassischen Burgern oder frittiertem Hühnchen. Am Ende war es dann doch abwechslungsreicher als ursprünglich gedacht. Leider gibt es davon nur Burger King und McDonalds in Deutschland :-).
Etwas genervt waren wir bereits nach wenigen Tagen wenn wir zum Essen gingen. In vielen Fast-Food-Restaurants wurde sehr viel Personal eingesetzt das größtenteils nur herum stand. Gleichzeitig waren allerdings keiner der Tische im Restaurant sauber und es lagen überall Verpackungen und Reste vom Essen herum. Häufig waren wir allerdings auch die einzigen, die vor Ort aßen. Die meisten Gäste fuhren direkt mit dem Auto zum Drive-In-Schalter und stiegen für die Bestellung gar nicht erst aus.
Alles in Allem gab es eine ganze Reihe von Erfahrungen, die wir quer über das ganze Land immer wieder gemacht haben, sodass die USA für uns in Summe als extrem teuer und gleichzeitig aber leider als wenig lebenswert erscheinen. Für uns war sehr faszinierend, dass wir von Deutschland aus ein so viel positiveres Bild von den USA hatten. Daher sind wir sehr dankbar, dass wir diese Erfahrung machen durften.
Wir verlassen die USA daher mit gemischten Gefühlen und freuen uns sehr, bald wieder zurück in Deutschland zu sein.
Budget
Diesen Abschnitt führen wir zur Erinnerung für uns selbst auf. Wir möchten einfach festhalten wie viel Budget wir benötigt haben. Für unsere Mitleser ist dieser Abschnitt wahrscheinlich weniger interessant.
Während unseres Aufenthalts haben wir nur einmal (ganz zu Beginn) Bargeld abgehoben. Die Gebühren dafür waren höher als beim direkten Zahlen mit der Kreditkarte. Notwendig war es aber trotzdem, da wir hin und wieder in Läden waren, die nur Bargeld akzeptiert haben.
Für den Aufenthalt in den USA hatten wir mit 120 € pro Tag pro Person geplant, da wir bereits wussten, dass die Preise für die Unterkünfte sehr hoch sind. Für 53 Tage hatten wir daher 12.720 € vorgesehenen. Tatsächlich haben wir mit ca. 10.400 € etwas weniger benötigt. Dadurch, dass uns die Einweg-Gebühr für den Mietwagen nicht berechnet wurde, haben wir allein ca. 600€ gespart. Ob eine Station auf unserer Reise durch die USA eher unter oder oberhalb des Tagesdurchschnitt lag, wurde fast ausschließlich dadurch bestimmt, welche Unterkunft wir für die jeweilige Station gewählt hatten und zu welchem Preis.
Alles in allem ist unser Fazit, dass das Leben in den USA im Vergleich zu Deutschland extrem teuer, der Standard aber viel niedriger ist. Ursprünglich hatten wir geplant hin und wieder selbst zu kochen und so bei den Ausgaben für den täglichen Bedarf etwas zu sparen. Wir haben allerdings festgestellt, dass die Kosten bei den Einkäufen meist höher sind als der Gang in ein Fast-Food-Restaurant. Nach einigen vergeblichen Versuchen die nötigen Zutaten für eine Bolognese-Soße im Supermarkt zu kaufen, haben wir uns von diesem Plan verabschiedet und sind am Ende wohl damit günstiger gefahren.
„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung“ Antoine de Saint-Exupéry